Mehlbeere


Wenn der Winter im Garten Einzug hält, beginnt die Ruhezeit. Was kann im Garten getan werden um auch im Winter Nützlinge zu fördern und was sollte aus der Sicht der Biodiversität besser unterlassen werden? 

In Gartenbroschüren, Zeitschriften und ähnlichen Publikationen werden manchmal folgende Ratschläge erteilt: Drohen die ersten Fröste, ist es höchste Zeit, Garten und Balkon abzuräumen. Verdorrte Blüten und Stängel sind bodeneben abzuschneiden. Das hört sich radikal an: abräumen, saubermachen, entfernen: der Garten wird «kaltgestellt». 


Der Winter lässt unseren Garten trist und unbelebt erscheinen. Doch aufgepasst, in Wirklichkeit ist er voller Leben. In Hecken, Tümpeln, Laub- und Asthaufen überleben vielerlei Kleintiere und Bodenlebewesen. Wer sie bei sich überwintern lässt, profitiert im Frühling unter anderem von natürlichen Schädlingsbekämpfern.


Nicht zu viel Perfektion!

Buchfink (c) R. JostDas Gras getrimmt, die Hecke akkurat geschnitten und bloß kein Laub im Garten. Zwar sieht der gepflegte Rasen auch im Winter ansehnlich aus, jedoch sorgt fehlender Wildwuchs dafür, dass sich keine Nützlinge in Ihrem Garten einnisten können. Geben Sie der Artenvielfalt in Ihrem Garten eine Chance, haben Sie Mut zur Unordnung! Setzen Sie auch keine Laubsauger oder Laubbläser ein, denn nicht nur das Laub wird eingesaugt und weggeblasen, sondern auch viele kleine Nützlinge. Transportieren Sie das störende Laub lieber in eine ruhige Ecke des Gartens. Lassen Sie die verdorrten Stauden stehen, denn: Schmetterlinge, Wildbienen und Spinnen, beziehungsweise deren Raupen und Eier, überwintern gerne in hohlen Stängeln. Igel, Kröten und Blindschleichen verkriechen sich im Winter unter Laub-, Ast- und Komposthaufen. Eidechsen und Salamander halten sich gerne in unverfugten Mauern, Steinhaufen oder in Erdlöchern auf.


Nützlinge wichtig für den Garten

Aber warum ist es eigentlich sinnvoll seinen Garten heimischen Tieren im Winter zur Verfügung zu stellen? Ganz einfach: Igel, Marienkäfer und andere Kleintiere helfen, Ihren Garten frei von Schädlingen zu halten und Wildbienen, Hummeln oder Schmetterlinge bestäuben fleissig Blüten in Ihrem Garten. Damit die Nutztiere ihn bevölkern, ist es wichtig, dass Sie einheimische Pflanzen berücksichtigen: Insekten, Vögel und Kleinsäuger sind an sie gewöhnt und finden hier Nahrung.  Der einheimische Wacholder zum Beispiel ernährt zahlreiche Vogelarten, der Chinesische jedoch nur eine.


Wer einen Igel als Gartenbewohner für sich gewinnen kann, darf sich glücklich schätzen, denn die Schnecke steht auf seinem Speiseplan! Ab Anfang November sind Igel auf der Suche nach einem Winterquartier. Als Ort zur Überwinterung bieten sich an: Ast- oder Laubhaufen und Hecken.


Wildbienen sind wichtig für die Befruchtung von Pflanzen. Sie fliegen auch schon bei sehr geringen Temperaturen und sorgen dafür, dass die Pflanzen im Garten Früchte tragen. Damit die Bienen es leichter haben in Ihrem Garten zu überwintern, ist es wichtig, dass Sie verblühte Stauden erst im Frühling zurückschneiden und auch alte Äste liegen lassen, denn hier nisten sich die Bienen gerne ein. Pflanzen Sie ebenfalls Efeu an, denn diese Pflanze blüht relativ spät im Jahr und sorgt dafür, dass Wildbienen auch noch im Spätherbst Nahrung finden. Zudem ist es die einzige Pflanze, die im Frühjahr vielen Zugvögeln, wenn sie aus dem Winterquartier zurückkehren, Beeren spendet. 


Vögel bringen nicht nur Leben in den Garten, sondern vertilgen auch Schädlinge. Deshalb ist es ratsam, den daheimgebliebenen Nützlingen auch im Winter ein schönes Zuhause im Garten zu schaffen. Das geht zum einen mit dem Aufhängen von Nistkästen. Die Kästen werden ihrer eigentlichen Bestimmung nach zwar erst im Frühjahr gebraucht, jedoch bieten sie den Vögeln bei Schnee und Minusgraden Schutz. Zum andern können wir den Vögeln aber auch mit stehengelassenen Fruchtständen der verblühten Blumen eine Freude bereiten. Stehengelassenes, aufgeschossenes Gemüse und deren Samen sind Nahrung für die Vögel und für uns Menschen oft eine freudige Überraschung. 

 

Steinhaufen (c) W. Joss-Jossi Auch wenn nicht jeder gerne Amphibien und Reptilien mag, sind sie doch für den Garten eine wahre Bereicherung. Denn Kröten, Eidechsen, Salamander, Blindschleichen, Molche etc. ernähren sich besonders gerne von Insekten, Larven, Asseln, Nacktschnecken, Mücken, Fliegen und Würmern. Den Winter verbringen diese Tiere an einem geschützten Ort. Gute Ruheplätze sind feuchte Erdlöcher, Hohlräume unter Steinplatten, Holz, Hecken oder Laubhaufen. Sie können den Tieren beim Überwintern helfen, indem Sie nach Löchern in Mauern oder im Boden suchen und diese mit Laub füllen. Dadurch ist der Ort besser vor Kälte geschützt und das Laub gibt beim Vermodern sogar Wärme ab.